Cuzco Morado

Moradosorten sind südamerikanische, an unser Klima wenig angepasste Sorten. Da sie in den Anden oft bis auf über 3000 M.ü.M angebaut werden, zeigte Cuzco Morado in der Schweiz bisher eine sehr gute und schnelle Jugendentwicklung mit einer guten Toleranz gegenüber kalten Temperaturen.

In einer Erhebung im Jahr 2013 waren die Pflanzen durchschnittlich 359 cm hoch und produzierten 1-3 Kolben pro Pflanze. Der Stängeldurchmesser betrug durchschnittlich 2.90 cm. Diese Werte deuten auf eine sehr hohe Biomasseproduktion hin.

Eine leichte Bestockung (1-3 Triebe) kann bei einigen Pflanzen vorkommen. Hat sie Raum, so entwickeln sich bis zu drei Triebe pro Pflanze. Ein zusätzlicher Ertrag ist davon nicht zu erwarten, da die Nebentriebe noch später blühen als die Haupttriebe und somit nicht mehr reifen.

Die Sorte wuchs und blühte eher uneinheitlich und benötigte im 2013 1800 Gradtage von der Saat bis zur Reife. Davon entfielen 1500 Gradtage bis zur Blüte. Damit ist sie für einen Anbau auf dem Feld zu spätreif und sollte für einen Anbau in der Schweiz auf Frühreife gezüchtet werden. Interessant ist schon heute die enorme Produktion an Biomasse, die Cuzco Morado im Verlaufe der Vegetation produziert sowie die gute Anpassung an kühle Witterung im Frühling.

Die schwarz gefärbten Kolben können kurz und breit oder lang und etwas schmaler sein und besitzen sehr häufig 12 Körnerreihen. Die Körner sind meist recht gross und spitz zulaufend.

Zum Moradomais gehören anthocyanhaltige, violett-schwarze Weichmaissorten aus Peru und Bolivien, die vermutlich alle von einer ursprünglichen Sorte mit Namen Kculli (oder Kulli) abstammen. Morado heisst auf Spanisch “violett”, auf Englisch wird von “Purple Corn” gesprochen. Heute gibt es verschiedene Sorten, die fast schwarze Körner ausbilden.

Landmais.ch hat 4 verschiedene Herkünfte für die seit 2012 angebaute Sorte. Ein Teil des ursprünglichen Saatguts stammt von Anhalonium.com. Der Rest stammt aus Peru (Touristensouvenir, Esswaren und Dekorationsware). Dies erklärt auch die momentan nicht einheitlichen Merkmale der Varietät.

Cuzco Morado wird von Landmais.ch bereits seit 2012 angebaut. Trotz der sehr späten Reife wurde direkt in den Boden gesät und damit gute Ergebnisse erzielt. Wichtig ist eine rechteckige oder runde Anordnung, damit die Befruchtung gewährleistet ist. Die späte Reife, der hohe Wuchs und der viel frühere Beginn der Fahnenblüte (Proterandrie) stellen Hindernisse für den erfolgreichen Anbau dar. Das Vorziehen der Pflanzen hat nur kleine Auswirkungen auf den Start der Blüte (ca. 1 Woche früher). Dies hängt damit zusammen, dass diese Maissorte ihr Wachstum an die Nachtlänge koppelt (Photoperiodismus). Laut Schilperoord ist Mais ursprünglich „eine Pflanze der länger werdenden Nächte“ und blüht erst, wenn die Tage wieder kürzer werden. Cuzco Morado hat diesen Mechanismus noch nicht verloren.

In der Landwirtschaft wird mit einem Reihenabstand von 75cm und einem Pflanzabstand von ca. 12-14cm gesät. Alternativ kann der Reihenabstand auch 50cm und der Pflanzenabstand 18-20cm betragen.

Ebenfalls gut möglich ist der Anbau zusammen mit Stangenbohnen und/oder Kürbis. Hier müssen die Pflanzabstände grösser gewählt und die Bohnen erst ein paar Wochen nach dem Mais gepflanzt werden, damit die Maispflanzen nicht überwuchert werden. Zudem sollten pro Pflanze nicht zu viele Bohnen gesät werden (ca. 3).

Kculli

Kculli (Grobman et al. 1961, 302)

Kculli

Kculli (Ramirez et al. 1960, 106)

In den Büchern Races of Maize in Peru (Grobman et al., 1961) und Races of Maize in Bolivia (Ramirez et al., 1960) wurden viele Sorten dieser beiden Länder beschrieben. Grobman geht davon aus, dass die andinen Sorten mit violett-schwarzen Körnern von einer alten, ursprünglichen Sorte namens Kculli abstammen (Grobman et al. 1961, 302). Sie dürfte identisch sein mit der Sorte Kulli aus Bolivien (Ramirez et al. 1960, 58).

Kculli wird vermutlich seit 1000-2000 Jahren in Peru und Bolivien auf einer Höhe von 2300 bis 3300 M.ü.M.) angebaut (ebd., 117). Sie braucht in den Anden 137 Tage bis zur Blüte und wird durchschnittlich 92cm hoch (ebd.).

Weitere beschriebene Morado-Sorten, die von Kculli abstammen

Die bei Landmais.ch angebaute Moradosorte zeigt grosse Ähnlichkeiten mit der Sorte Cuzco Morado. Einige Kolben entsprechen eher der Sorte Morado oder Pagaladroga.

Pagaladroga

Pagaladroga (Grobman et al. 1961, 201)

Ancashino

Ancashino (Grobman et al. 1961, 222)

Cuzco Morado

Cuzco Morado (Grobman et al. 1961, 301)

Alazan

Alazan (Grobman et al. 1961, 232)

Morado

Morado (Ramirez et al. 1960, 106)

Die Kolben können erst sehr spät geerntet werden und müssen noch getrocknet werden, bis sie nur noch maximal 14% Wasser enthalten (86% TS). Cuzco Morado ist ein Weichmais. Beim Mahlen entsteht nur Mehl und kein Griess. Aufgrund der Samenhülle entsteht ein schön violett gefärbtes Mehl, das für Brot (ca. 30%-Anteil) oder Tortillas verwendet werden kann. In Bolivien wird mit dem Mehl das beliebte Heissgetränk Api hergestellt. In Peru das Dessert Mazamorra und das kalte Getränk Chicha Morada. Ebenfalls eignet es sich zum Brauen von Bier und auch violette Corn Flakes dürften damit herzustellen sein.

Für die Ernährung sehr interessant ist die hohe Konzentration von Anthocyanen in den Körnern. Anthocyan ist ein purpurroter Farbstoff, der in vielen Nahrungsmitteln vorkommt (z.B. Rande, Brombeere, etc.). Anthocyane können im Körper sogenannte „freie Radikale“ binden, die den Menschen sonst schaden würden. Gemäss Studien wirken sie vorsorglich gegen Krebs, Diabetes und Fettleibigkeit. Sie schützen ausserdem die Netzhaut und regen die Blutzirkulation an (Risco Mendoza, 2007).

Genug Gründe, um dieser Maissorte für die menschliche Ernährung mehr Beachtung zu schenken. Auch deshalb engagiert sich Landmais.ch für die Anpassung dieser Sorte hier in der Schweiz.


Quellen

  • Meyer P, 2013, Landmais-Erhaltenszüchtung – Beobachtung und Auswahl von geeigneten Landmaissorten für einen Ertragsvergleich mit Hybridmais. HAFL, Zollikofen, 40 S.
  • Schilperoord P, 2014. Kulturpflanzen in der Schweiz – Mais. Verein für alpine Kulturpflanzen, Alvaneu, 40 S.
  • Grobman A, Salhuana W, Sevilla R, 1961. Races of Maize in Peru. National Academy of Science – National Research Council, Washington, 374 S.
  • Ramírez R, Timothy D, Díaz E, Grant U, 1960. Races of Maize in Bolivia. National Academy of Science – National Research Council, Washington, 159 S.
  • Risco Mendoza M, 2007. Conociendo la cadena productiva de maíz morado en Ayacucho. Solid Perú, 88 S.